
Sarah
Rosi Mittermaier ist verstorben. Deutschland trauert um die Skilegende, die sein Leben lang so viele Menschen in seinen Bann gezogen hat.
Garmisch-Partenkirchen – Es gibt eine obskure Videoaufzeichnung, nur wenige Sekunden und von dem Moment an, als Rosi Mittermaier nicht erkannt wurde. Dieses Super-8-Stück aus den 60er Jahren erzählt die Geschichte von allem.
Es ist Frühling, der offizielle Skilauf hat aufgehört, aber auf den Bergen rund um die Winklmoosalm liegt noch Schnee, an manchen Stellen verwandelt er sich in kleine Rinnsale unter der Sonne. Und dann kommt Rosi ins Spiel, ein sorgloses Mädchen, das das Glück des Tages nutzt und Ski fährt. Sie trägt keinen Anorak oder Pullover, sie trägt einen Bikini. Er wird eins mit dem Gelände, mit der Natur, winkt vom Schneehaufen zum Schnee, springt über den Teich, sitzt sicher, lacht und die Abfahrt geht weiter. Es ist in perfekter Harmonie mit der Natur, nicht schwierig, optimistisch. Eine Konstante.
Rosi Mittermeier ist jemand, der sich nie verstellt
Ein Bild von einer Person, die oft als berühmter Sportler, eine deutsche Legende, hervorgehoben wird. Ein Bild, an das sich alle erinnern, als am Donnerstag, dem 5. Januar 2023, die schockierende Nachricht kam: Rosi Mittermaier-Neureuther war in der Nacht zuvor im Alter von 72 Jahren gestorben. Er hatte Krebs, das wusste er seit August. Er war mit seiner Familie unterwegs.
In der Todesnachricht steht Rosi am Ufer eines Bergsees, hält sein Handy in der Hand und nennt es „Kastl“, was er gar nicht braucht, weil es sinnvoller ist, sich keiner virtuellen Welt zu stellen, aber in Wirklichkeit “und jetzt Blumen anschauen”.

Rosi Mittermaier hat ihre Krebserkrankung nicht öffentlich bekannt gegeben
Das bekannteste und nachhaltigste Foto stammt von Rosi Mittermaier aus dem Februar 1976. Auf der Axamer Lizum wurde das Skirennen der Damen bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck ausgetragen. Sie trugen sie aus der Endzone auf ihren Schultern, viele deutsche Fans überquerten von Bayern aus die Grenze, und in einer Dreiviertelstunde erklommen sie 1600 Meter in den Hausbergen. Sie sind in Innsbruck.
Eine Blaskapelle schmetterte, Menschen drückten sich an den Zaun und skandierten: “Rosi, Rosi nochmal, so schön.” Der Song wurde später sogar auf Platte veröffentlicht.
Olympia macht Rosi Gold Rosi
Tatsächlich wurden diese Olympischen Spiele an Denver in den Vereinigten Staaten vergeben, das drei Jahre zuvor von der Inflation überwältigt worden war. Innsbruck, Gastgeber seit 1964, schaltete sich ein. Das Spiel war sehr eng für Deutschland. Rosi Mittermaier, damals 25, hatte die beste Saison ihrer Karriere und gehörte in der Weltcup-Wertung zu den Spitzenreitern.
Aber was er bei Axams bot, übertraf alle Erwartungen. Er startete mit einem Sieg in der Abfahrt, womit er nicht gerechnet hatte, da er in der Weltmeisterschaft als guter Techniker bekannt ist, aber noch nie ein schnelles Rennen gewonnen hat. Es folgte die zweite Goldmedaille im Slalom, die ihm gehörte. Aber auch dieser Sieg war kein Problem, denn mit Pamela Behr aus Sonthofen, die nach dem ersten Durchgang in Führung lag, und Christa Zechmeister aus Berchtesgaden gab es eine starke interne Konkurrenz mit internationaler Konkurrenz – national.

Rosi Mittermaier: Deutsche Skiheldin bei Olympia 1976
Mittermaier verpasste einen dritten Olympiasieg im Riesenslalom um eine Drittelsekunde. Vielleicht war es auch „Pech“, dass sie 1976 nur ein Rennen fuhren. In Sekundenbruchteilen hätte sie die 19-jährige Kanadierin Kathy Kreiner stoppen können. Aber was? Rosi Mittermaier war brillant. “Gewinnen war mir nicht so wichtig”, sagte er Jahre später. “Das Wichtigste ist, dass ich Freunde haben werde.”
Er konnte sich verwöhnen lassen – und sich für die junge Kandidatin freuen. Zweimal Gold und einmal Silber (und die Standarddisziplin war nie mehr als dreimal Teil des alpinen Olympiaprogramms) – ein Highlight, das es in der Geschichte der Deutschen bei den Winterspielen noch nie gegeben hat. Außerdem war die Bundesrepublik vor fast 50 Jahren kein Land, das auf der Piste, im Langlauf und auf dem Eis Medaillen gewann. Der Skifahrer aus Reit im Winkl war 1976 der einzige deutsche Olympiasieger, und neben seinen drei Medaillen gab es für die gesamte Mannschaft nur noch sieben weitere. Vor allem die Sowjetunion (13 Goldmedaillen) und die DDR (7 Goldmedaillen) dominierten das Feld – aber niemand hatte einen Sportler mit dieser wahren Ausstrahlung, den Lachgrübchen einzigartig.
Als sich Christian Neureuther in Rosi Mittermaier verliebte: „Zwei Schwänze und zwei Grübchen“
Deutschland hatte ein hartes Spiel gegen Rosi Mittermaier. Aber Rosis Herz wurde schon lange verdächtigt. Für Christian Neureuther war der mehrfache Weltcupsieger im Slalom bei den großen Events immer Frust, aber auch jemand, der mit Freude und einer positiven Ausstrahlung durchs Leben ging.
Gegenüber Kollegen der ARD, wo er lange als Experte tätig war, erzählte Christian später, der erste Anblick von Rosi – er war 15, sie 16 – habe sie gesehen: „Das Gesicht geschmückt mit zwei Zöpfen und zwei Grübchen.“ er weiß: Das ist es und sonst nichts. Anfang der 1970er-Jahre fuhren sie sogar Ski – immer am 1. Mai, wenn in Hochfügen im Zillertal der Winter mit einem besonderen Rennen eingeläutet wurde: zwei Männer und eine Frau, gebunden an einem 25 Meter langen Seil. einen vollen Riesenslalom zu fahren. „Es gab heftigere Stürze als bei der Abfahrt von Kitzbühel auf der Streif“, erinnerte sich Neureuther an die Skitage in Hochfügen, wo er mit Rosi mehrfach auf der Siegerliste stand.

Christian Neureuther und Rosi Mittermaier heirateten 1980: Ameli und Felix vollendeten ihr Glück
Sie heirateten 1980 und brachten Ameli und Felix zur Welt. Wer eine Definition sucht, was eine Musterehe ist und wie endlose, lebenslange Liebe aussieht, der kann sich an Mittermaier und Neureuther wenden.
Nach dem Erfolg von 1976 war klar, dass Rosi Mittermaier keine Skirennfahrerin mehr bleiben konnte. Gleichzeitig: Sie war geprägt von einem strengen Berufsstatus, der verhinderte, dass die Besten des Sports Geld für ihr Können verdienten. Die Größten ihres Fachs wurden beinahe zum Rücktritt gezwungen.
Rosi Mittermaier: Sie wollte nie Weltstar werden
Rosi Mittermaier hätte sein sportliches Leben nicht wie gewohnt fortsetzen können: Reit im Winkl und die von den Mittermaiers bewirtschafteten Almen gingen ebenso unter wie in der Geschichte des deutschen Sports Jahrzehnte später Wallgau der Biathlon-Erfolg von Magdalena Neuner, Zweite. Bayerische Sportkönigin.
Rosi berichtete, dass „die Leute mit ihren Autos zum Haus gefahren sind, aber es wächst kein Gras mehr“ und „dass die Wäsche als Mahnmal von der Leine genommen wurde“. Es gibt auch viele Unternehmer, „die mein Manager sein wollen“. Rosi Mittermaier unterschrieb daraufhin bei Mark McCormack, einem großen amerikanischen Trader.
Felix Neureuther wusste lange nicht, dass seine Mutter Skifahrerin war
Aber er wollte kein Weltstar sein. Er ist von der Winklmoosalm nach Garmisch-Partenkirchen gezogen, zu Christian, das war’s. Das Paar war sehr aktiv – sie kauften zum Beispiel die Skifirma Erbacher, gründeten eine Skischule, führten den Must-have-Sportshop, heuerten bei BR Skigymnastik an, wurden zum Treiber der von dokam -marketing entwickelten Nordic-Walking-Kampagne, brummten mit das RTL-Filmschaufenster der alten Hits.
Aber Rosi lebte auch als Mutter. Felix, der selbst zum Skistar wurde, beschrieb immer wieder Rosis Gluckstendenzen, obwohl er ihr lange nicht einmal verriet, was für ein Sportler er früher war. All das hörte er von seinen Junior-Rennrivalen – die ihn „Rosi“ nannten.
Rosie. Der Name genügt, und das Bild ist schon da. Das Mädchen im Schnee, die Grübchen, der gefeierte Jungstar, die reife Frau, die zufrieden ist mit dem, was ihr das Leben geschenkt hat und ihre Freude gerne teilt. Und als ihm vor ein paar Monaten das Glück ausging, wollte er niemandem zur Last fallen. Er starb nicht öffentlich, sondern leise. (gut)