
Es gibt auch Ausbeutung von Menschen in diesem Land. Bild: iStockphoto / interstit
Analyse
Menschenhandel ist ein globales Problem. Das zeigt ein aktueller UN-Bericht, der zeigt, dass vor allem der Klimawandel Millionen Menschen in die Flucht treibt und sie einem “hohen Risiko der Ausbeutung” aussetzt.
Allerdings gibt es auch in Deutschland Opfer von Menschenhandel, von deren Arbeit jeder von uns vielleicht schon profitiert hat, ohne es zu wissen. Denn Menschenhandel gibt es nicht nur im Rotlichtmilieu, sondern auch in der Pflege, auf dem Bau und in der Gastronomie.
“Auch Deutsche sind von Menschenhandel und Ausbeutung betroffen.”
KOK-Beraterin Nadine Rosenkranz
Laut KOK-Bericht von Ende 2022 wurden Frauen und Mädchen in 96 Prozent der Fälle ausgebeutet. Der Nationale Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK eV ist ein Zusammenschluss von 42 Organisationen.
KOK-Beraterin Nadine Rosenkranz erklärt watson, wie man Opfer identifiziert und wie man bei einem Verdacht tatsächlich helfen kann.
Pflege, Bau, Chaos: Wo es Menschenhandel gibt
Wo Menschenhandel in Deutschland stattfindet, lässt sich aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht mit Sicherheit sagen. Die bisher einzige fundierte Statistik ist der Bericht des Bundeskriminalamts zur Lage im Bereich Menschenhandel. Der KOK sammelt Fälle, erklärt Nadine Rosenkranzová: „Nach beiden Berichten Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung ist die am häufigsten festgestellte Form in Deutschland.” Der Andrang entsteht auch, weil Polizeikontrollen im Bereich der Sexarbeit besonders häufig sind.
Auch folgende Branchen sind besonders anfällig:
- Bau- und Reinigungsgewerbe
- Gesundheits- und Krankenpflege (z. B. 24-Stunden-Betreuung)
- Landwirtschaft (insbesondere Wandersaisonarbeiter)
- fleischverarbeitende Industrie
- Gastronomie
- private Haushalte
Die Erkennung ist oft äußerst kompliziert, beispielsweise bei Pflege- oder Hausangestellten, da der Zugang für Behinderte erschwert ist. Der Rosenkranz fasst zusammen:
„Nach bisherigen Erfahrungen sind Branchen mit hohem Personalbedarf, geringen Qualifikationsanforderungen, geringen Sprachkenntnissen ausreichend, eine schnelle Ausbildung möglich und anfällig für ausbeuterische Aktivitäten [Tätigkeiten] ausgelagert werden, beispielsweise durch eine Subunternehmerkette.’
Es sei wichtig zu wissen, in welchen Bereichen Menschenhandel stattfindet, denn „wo Aufklärung besteht, werden Fälle von Menschenhandel häufiger aufgedeckt“.
2022 fand in Stralsund ein Prozess wegen Menschenhandels in der Gastronomie statt.Bild: dpa / Stefan Sauer
In der öffentlichen Debatte wird Menschenhandel oft mit Schmuggel gleichgesetzt. Irrtum: „Schmuggel ist das illegale Überschreiten von Landesgrenzen, bei dem der Gewinn aus dem Transport und nicht aus der Ausbeutung einer Person gezogen wird.“ KOK-Mitarbeiter:
„Menschenhandel liegt nur dann vor, wenn Menschen sexuell ausgebeutet und zum Zweck der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft ausgebeutet werden. (…) Auch Deutsche und in Deutschland lebende Menschen sind von Menschenhandel und Ausbeutung betroffen.“
Wie Täter ihre Opfer binden
Sich zu befreien, ist für Opfer auf mehreren Ebenen schwierig, weil die Täter sie aneinander binden. „Menschen mit Behinderungen werden oft in eine schwierige Situation gebracht oder es wird eine bestehende schwierige Situation oder Notsituation ausgenutztauch mit Nötigung, Drohungen sowie psychischer und physischer Gewalt”, berichtet Nadine Rosenkranz für watson.
Ein Abhängigkeitsverhältnis würde entstehen, indem Menschen Papiere, Kommunikationsmittel und eigene Mittel wegnehmen, Angehörige bedrohen oder eine Liebesbeziehung vortäuschen. Aberglaube spielt manchmal eine Rolle.
„Glaubenssysteme und Rituale kommen für behinderte Menschen in Nigeria ins Spiel, wie das Juju-Ritual, bei dem Behinderte einen Eid leisten. Die Täter nutzen den Glauben an die Wirkung des Rituals, um die Behinderten zur Unterwerfung zu zwingen, weil sie negative Folgen für sich befürchten oder ihre Lieben.”
„Scham, Schuld oder andere emotionale Bindungen können Betroffenen ebenfalls helfen, in der Situation zu bleiben“, sagt die Referentin. „Der Mangel an Sprach-, Orts- und Rechtskenntnissen hat es auch erschwert, Betroffenen aus dem Ausland zu helfen.“
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Es zeigt den aktuellen KOK-Bericht dass Menschenhändler zunehmend die Digitalisierung für ihre Zwecke nutzen. Opfer würden online rekrutiert und bedroht und mithilfe von Tracking-Funktionen kontrolliert.
“Menschen mit Behinderungen geben selten an, dass sie missbraucht werden.”
KOK-Beraterin Nadine Rosenkranz
Rosenkranz erklärt, vielen Betroffenen sei gesagt worden, sie sollten sich zu ihrem eigenen Schutz nicht an die deutsche Polizei wenden: „Bei Ausbeutung der Arbeitskraft wird die Androhung der Strafverfolgung als Zwangsmittel eingesetzt, wenn zum Beispiel die Opfer keine Arbeitspapiere oder Aufenthaltstitel.” Opfer befürchteten “Bestrafung für unter Zwang begangene Verbrechen”.
Wie man Opfer von Menschenhandel erkennt
Es gibt eine Reihe von Indikatoren, die auf Menschenhandel hindeuten können. „Bei Dienstleistungen kann es auf überhöhte Arbeitszeiten, überhöhte Vermittlungshonorare und Lohneinbehalte hindeuten“, sagt Nadine Rosenkranz, ebenso wie auf fehlende Verträge.
Listet andere Warnzeichen auf:
- Arbeitgeber oder Dritte stellen Unterkunft, Kleidung und Transport zur Verfügung und übernehmen Reise- und Verpflegungskosten
- Arbeitgeber oder Dritte sind Eigentümer der Dokumente dieser Personen
- Die Person bezieht keinen oder nur einen sehr geringen Lohn und/oder hat keinen direkten Zugang zu Einkünften
- Die Person scheint von Dritten abhängig zu sein und/oder wird ständig überwacht
- Eine Person steht staatlichen Behörden mit Angst gegenüber
- Die Person ist sehr besorgt um ihre Kinder oder Familie
Doch generell sei das Erkennen von Menschenhandel schwierig, räumt der Experte ein: „Menschen mit Behinderungen geben selten an, dass sie missbraucht werden, auch aus Angst vor den Tätern.“
Don’t: Verwenden Sie Menschenhandel nicht beiläufig
Sehr wenige Menschen wollen den Menschenhandel unterstützen, aber manchmal tun es Menschen – auf der Suche nach dem niedrigsten Preis. Daher sei ein „bewusster und verantwortungsvoller Konsum“ wichtig., sagt Nadine Rosenkranz. Spottgünstige Produkte sind oft nur durch ausbeuterische Arbeitsbedingungen im Ausland möglich.
Auch hierzulande kann man auf Fairness achten. Etwa, wenn man einen Dienst wie Babysitter oder Haushaltshilfe in Anspruch nehme: „Nicht selten gibt es unseriöse Vermittlungsagenturen, die selbst Teil der Ausbeutung sind“, warnt der Sprecher. Einige Projekte wie FairCare geben Auskunft über seriöse Vermittler. Rosenkranz:
„Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass manche Beschäftigungsmodelle, wie etwa die 24-Stunden-Betreuung, generell nicht wirklich fair sein können.“
Wer aktiv gegen Menschenhandel helfen will, kann sich Beratungsstellen und Vereinen anschließen und sich einbringen oder Unterstützung der politischen Interessenvertretung und Bereitstellung von Informationen“um dem Thema im öffentlichen Diskurs mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.”
So können Sie helfen
Das mutmaßliche Opfer ist eine verantwortliche Person, deren individuelle Situation unbekannt ist. Die Polizei sollte daher nur in akuten Fällen über den Kopf der betroffenen Person hinweg gerufen werden.
Bei Gefahr ist die Polizei zu verständigen. Bild: iStockphoto / picturesd
Handeln Sie andernfalls immer mit Zustimmung der Person. Wenn möglich, sollten Sie uns kontaktieren und erklären, dass es anonyme, kostenlose, muttersprachliche Fachberatungsstellen gibt, die Ihnen weiterhelfen können.
Unter keinen Umständen sollten Sie angebliche Heldentaten initiieren! „Weil hinter Menschenhandel oft gut organisierte Netzwerke oder organisierte Kriminalität stecken auf keinen Fall es ist angebracht, zu versuchen, potentiell Betroffene eigenständig und eigenständig aus der Ausbeutungssituation zu befreien“, warnt Rosenkranz deutlich. Dies kann nicht nur Ihnen, sondern auch der betroffenen Person schaden.
„He Said, She Said“ – Watsons Liste
Manchmal denke ich ernsthaft darüber nach, den Markt kennenzulernen. Ich bleibe Single, aber dann bin ich einfach nicht erreichbar. In einer Beziehung zu sich selbst zu sein, sich ein schönes Hobby zu suchen, vielleicht Stricken zu lernen – dann muss ich nie wieder an Weihnachtsgeschenke denken. Jeder bekommt einfach Wollsocken und in alte Zeitungen eingewickelte Mützen geschenkt. Ich bin fertig mit dieser Scheiße, danke, das war’s!