
– Es ist eine Steilvorlage für die extreme Rechte und Linke: Außenministerin Annalena Baerbock hat mit einer umstrittenen Äußerung massive Kritik provoziert.
Die Vermeidung einer Eskalation des Krieges zu einem Konflikt zwischen Russland und der Nato ist für die Bundesregierung ein zentrales Anliegen ihrer Ukraine-Strategie. Trotzdem sind von deutscher Seite in letzter Zeit irreführende Äußerungen aufgetaucht.
Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte vor seiner Vereidigung vergangene Woche, Deutschland sei „indirekt“ am Krieg in der Ukraine beteiligt. Außenministerin Annalena Baerbock forderte am Montag beim Treffen des Europarates in Straßburg den Zusammenhalt der westlichen Alliierten: „Wir führen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.“
Auf Twitter löste Baerbocks Aussage Empörung aus und forderte sogar seinen Rücktritt. Einige Nutzer schrieben, Baerbock habe Russland den Krieg erklärt.
Baerbock: “Wir führen einen Krieg gegen Russland”. Also sind wir im Krieg?! Was, wenn Russland uns durch Kriegsrhetorik genauso sieht? Unsere Bundesregierung und Medien drängen uns immer weiter in diesen Krieg hinein. In diesem Zusammenhang General ad Vad, ehemaliger Berater des Kanzlers: pic.twitter.com/NXUyckHd4A
— Klaus Ernst (@ernst_klaus) 26. Januar 2023
Das Auswärtige Amt korrigierte die Aussage auf Anfrage der “Bild”-Zeitung. „Die Unterstützung der Ukraine bei der Ausübung ihres in der UN-Charta verankerten individuellen Rechts auf Selbstverteidigung gegen Russlands illegalen Angriffskrieg macht Deutschland nicht zu einer Konfliktpartei“, so das Ministerium.
“Wir führen einen Krieg gegen Russland.”
Es ist offiziell. Ihm zufolge befinden sich die EU und Deutschland im Krieg mit Russland @ABerbockAußenminister von Deutschland. pic.twitter.com/91SLGWxm45
— Kim Dotcom (@KimDotcom) 25. Januar 2023
Völkerrechtsexperten sind sich einig, dass Waffenlieferungen an einen Kriegführenden grundsätzlich keine Kriegsbeteiligung darstellen. Kurz nach Kriegsbeginn erstellte der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages ein Gutachten, in dem diese Rechtsauffassung bestätigt wurde. „Das Volumen der Waffenlieferungen, aber auch die Frage, ob es sich um ‚Offensiv‘- oder ‚Defensiv‘-Waffen handelt, ist rechtlich unerheblich.“
Wissenschaftler sehen die Ausbildung ukrainischer Soldaten auf Nato-Territorium als Grauzone. „Nur wenn die Konfliktpartei zusätzlich zur Waffenlieferung in solche Waffen eingewiesen oder geschult würde, würden wir das gesicherte Nichtkriegsgebiet verlassen.“ Der Bericht wurde im März 2022 erstellt. Inzwischen bilden Nato-Staaten ukrainische Soldaten umfassend in westlichen Waffensystemen aus.