“Überblendung”: Roth verteidigt Kunst-Projekt am Humboldt Forum

Die Zeitung „Bild“ spürte bereits die „Heuchelei“ und kommentierte, dass der Islam „gefördert“ und gleichzeitig das Christentum „unterdrückt“ worden sei, was „nicht fair“ sei. Grund für die Aufregung: Die Bundesregierung plant laut ihrer Erklärung, das umstrittene Bibelzitat auf der Kuppel des rekonstruierten Berliner Rathauses optisch zu verfremden: „Im Rahmen der programmatischen Bemühungen, sich mit der Symbolik der Kuppel auseinanderzusetzen . , Kreuz und Inschrift arbeitet die Stiftung Humboldt Forum (SHF) auch an der Umsetzung eines künstlerischen Projekts zur temporären Überlagerung der rekonstruierten Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten, deren technische Machbarkeit geprüft wird“, heißt es . zuvor veröffentlichte Regierungsantwort auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (Druckbrief 20/3924). Am Mittwoch gab Roth nun ein persönliches Statement ab: Das Projekt sehe eine „temporäre Überlagerung der rekonstruierten Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten“ vor, erklärte sie am Mittwoch in Berlin. Die technische Machbarkeit werde derzeit geprüft: „Die Inschrift bleibt erhalten, es wird nur deutlich gemacht, dass das Humboldt Forum seine Aussage kritisch sieht.“

“Wir werden das Gebäude nicht mehr zerstören”

Die Bundesregierung ist sich der Probleme bewusst, die sich aus „einer politisch und religiös interpretierbaren Restauration monarchischer und christlicher Symbolik beim Bau einer Institution wie dem Humboldt Forum“ ergeben. Es ist zu begrüßen, wenn der biblische Text „durch geeignete Formate und Maßnahmen“ in einen größeren Zusammenhang gestellt wird. Derzeit wird diskutiert, was auf einer Tafel zu lesen ist, die über die Kuppel und ihre Botschaft informieren soll.

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Die Bundestagsfraktion von CDU und CSU wollte unter anderem wissen, ob die Bundesregierung die Meinung teile, dass “das Kreuz auf der Kuppel Teil der historischen Rekonstruktion des Gebäudes war”.

Laut Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) wird die Inschrift „als Bekenntnis einer Leitkultur wahrgenommen“. Der Hinweis auf historische Ursprünge reiche nicht aus: „Wenn hier unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Religionen aufeinandertreffen sollen, dann müssen wir das historische Geschehen kontextualisieren. Wir werden das Gebäude nicht mehr abreißen.“

“Weihnachten steht vor der Tür”

Auf Twitter wurde Claudia Roth wegen dieser Äußerungen vor einigen Wochen teilweise heftig von Kritikern beschimpft. Ein Kommentator schlug vor, ein berühmtes Zitat von Immanuel Kant an der Kuppel anzubringen: “Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus selbst auferlegter Unmündigkeit.” Andere sehen einen drohenden „erzieherischen und religiösen Notstand“. „Weihnachten steht vor der Tür, was soll man anderes tun, als die Kekse vom letzten Jahr zu backen“, twitterte ein anderer Kommentator: „Offensichtlich versteht kein Schwein den Spruch – also los geht’s.“ Ein Kritiker sieht das anders und schreibt: “In islamischen Ländern werden Passagen aus dem Koran nicht eingeschrieben.”

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“Das Banner irritiert uns”

Der Spruch im Berliner Schloss ist aus mehreren Gründen umstritten: Es handelt sich nicht um ein konkretes Bibelzitat, sondern um eine willkürliche Kombination zweier Quellen, aus der Apostelgeschichte (4,12) und aus dem Brief des Paulus an die Philipper (2,10 ) . Verfasst wurde der Text vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der als „Romantiker auf dem Thron“ galt und überzeugt war, von Gottes Gnaden Herrscher geworden zu sein. Der konservative Monarch sorgte auch dafür, dass nach der gescheiterten bürgerlichen Revolution 1848/49 ein Kreuz auf der Kuppel angebracht wurde.

Noch im vergangenen Dezember hatte der im Stadtschloss residierende Präsident des Humboldt Forums versprochen, dass bald ein “bewegter Text mit Zitaten aus dem Grundgesetz und der Erklärung der Menschenrechte” heller strahlen werde als die goldenen Lettern. Dazu muss ein LED-Raster über die Schrift gehängt werden – de facto ohne „Abdeckung“, wie viele Kritiker behaupten. Die Idee dazu stammt von Designer Sven Lochmann und Rechtsanwalt Konrad Miller („Leuchtturm-Initiative“). „Wir sehen Berlin als tolerant und weltoffen. Die Flagge am Fuße der Kuppel des neuen Berliner Schlosses macht uns wütend“, heißt es auf der Website.

Sponsoren befürchten „Kulturbruch“

Passanten sollen zum „Nachdenken“ aufgefordert werden, die aus der Bibel entlehnten Texte sollen in einen „positiven Gegenwartskontext“ gestellt werden: „Aber da das Banner schon da ist, wollen wir ihm ein dauerhaftes, positives und aufmunterndes entgegensetzen. Statement bisher und das so bald wie möglich. Ein Statement als Kontrapunkt oder Klarstellung, das zum heutigen Deutschland, Berlin und unserer Gesellschaft, sowie zur Geschichte des Landes passt.” Das Humboldt Forum selbst teilte am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst mit: Das Bibelzitat auf der Kuppel sei auch tagsüber sichtbar, wenn die Texte nachts mit LED-Technik auf die Buchstaben projiziert würden, sagte ein Sprecher des Humboldt Forums. Stiftung. Es handelt sich um eine „kurzfristige“, nächtliche Produktion, bei der das Banner unter normalen Umständen nicht zu sehen ist. CSU-Generalsekretär Martin Huber äußerte sich jedoch empört auf Twitter darüber „Christliche Werte“ sollten nicht „verdeckt“ werden.. Wenig später legte er nach, sprach von der „Abkündigung der Grünen Kultur“ und postete eine Bildmontage, in der das Banner durch die Worte „Sex dein Nachbar“ ersetzt wurde.

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Wilhelm von Boddien, der mit seinem Verein Berliner Schloss über 100 Millionen Euro an Spenden eingeworben hatte, reagierte im vergangenen Jahr mit Empörung auf das in der „Süddeutschen Zeitung“ prognostizierte „Kunstprojekt“. Er befürchtet einen “kulturellen Umbruch, wie wir ihn in unserer Geschichte noch nie erlebt haben – die Dominanz der Säkularisierung über unsere 2000 Jahre alten Wurzeln im Christentum”.



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