
Ein massiver Vulkanausbruch in Tonga Anfang dieses Jahres erzeugte die höchste Aschewolke, die jemals auf der Erde aufgezeichnet wurde. Bei 57 Kilometern durchdrang die Eruptionssäule sogar die dritte Schicht der Erdatmosphäre, die Mesosphäre. Forscher der University of Oxford haben diese Vermutung nun bestätigt.
Der unterseeische Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai brach Mitte Januar aus und spuckte eine gigantische Wolke aus Asche und Gas meilenweit in die Luft. Die Forschungsarbeit, an der auch die Hochschule München beteiligt war, wurde in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Die genaue Messmethode fehlt
Der gewaltige Ausbruch löste Tsunamiwellen aus, die über die Küsten Japans, Alaskas und Südamerikas fegten. Aus dem polynesischen Inselstaat, der 2.300 Kilometer nordöstlich von Neuseeland liegt, gingen nach dem Ausbruch tagelang nur wenige Informationen ein. Das Königreich mit 107.000 Einwohnern war mit einer dicken Ascheschicht bedeckt, die auch das Trinkwasser verseuchte. Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai liegt nur 40 Meilen nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa unter der Meeresoberfläche.
Bisher hätten Wissenschaftler jedoch keine Methode, um genau zu messen, wie hoch die Aschewolke ist, heißt es in der Erklärung. Möglich wäre dies nun durch die im Zehn-Minuten-Takt aufgenommenen Bilder von Wettersatelliten, die die schnellen Änderungen der Wolkenbahn dokumentieren, sowie durch ein Phänomen namens Parallaxe-Effekt.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Wolke in ihrer größten Ausdehnung eine Höhe von 57 Kilometern erreichte. „Das ist deutlich mehr als bei bisherigen Rekordhaltern“, sagen die Forscher. 1991 warf der Vulkan Pinatubo auf den Philippinen die höchste bekannte, per Satellit gemessene Eruptionssäule aus. Es soll eine Höhe von 40 Kilometern erreicht haben. Die Wolke von El Chichón in Mexiko stieg 1982 um etwa 31 Kilometer.
Die Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai-Eruption ist der erste beobachtbare Beweis für einen Vulkanausbruch, der Material durch die Stratosphäre in die Mesosphäre schleuderte. Sie beginnt etwa 50 Kilometer über der Erdoberfläche.
„Das ist ein außergewöhnliches Ergebnis, da wir noch nie zuvor eine so hohe Wolke gesehen haben“, sagte Hauptautor Simon Proud von der University of Oxford. Zudem ist es aufgrund der guten Satellitenabdeckung erst jetzt möglich, die Höhe einer Eruptionssäule mit der Parallaxenmethode zu berechnen. „Das wäre vor einem Jahrzehnt nicht möglich gewesen.“
Co-Autor Andrew Prata sagte: „Weitere wissenschaftliche Fragen, die wir verstehen wollen, sind: Warum ist die Tonga-Wolke so hoch aufgestiegen? Welche Klimaauswirkungen hat dieser Ausbruch? Und woraus genau besteht die Wolke?“