
Als großer Zulieferer der Smartphone-Industrie ist Qualcomm ein guter Indikator – und warnt vor einem rapiden Rückgang der Nachfrage. Der Chipspezialist liefert übrigens auch eine Referenz für Apple.
Der Chipkonzern Qualcomm rechnet mit einem noch stärkeren Rückgang des Smartphone-Marktes als bisher angenommen. Gerade bei Smartphones mit Technik zur superschnellen 5G-Datenübertragung geht Qualcomm nur von 600 bis 650 Millionen verkauften Geräten statt der bisherigen Prognose von bis zu 750 Millionen aus. Das Unternehmen, das die Kernprozessoren vieler Android-Smartphones sowie die meisten 5G-Mobilfunkmodems liefert, ist ein gutes Barometer für Unternehmen.
Nach Berechnungen des Analyseunternehmens Canalys gingen die Smartphone-Verkäufe im letzten Quartal um neun Prozent zurück. Apple war damit der einzige große Anbieter, der mit seinen iPhones den Umsatz steigern konnte.
Für das Kalenderjahr 2022 prognostiziert Qualcomm nun einen Rückgang der Smartphone-Verkäufe im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Bisher rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich. Qualcomm sieht einen “schnellen Rückgang der Nachfrage” und war daher bei der Prognose des eigenen Geschäfts vorsichtig. Anleger schickten die Aktie am Mittwoch im nachbörslichen Handel um gut 7,5 Prozent nach unten.
Verspäteter Wechsel bei Apple
Abgesehen von den Zahlen lieferte Qualcomm einen klaren Hinweis darauf, dass Apple bei seinem Plan, auf intern entwickelte 5G-Modems in iPhones umzusteigen, langsamer vorankommt als geplant. Bisher hat Qualcomm geschätzt, dass nur etwa ein Fünftel der iPhones des Modelljahres 2023 mit seinen drahtlosen Modems ausgestattet sein werden. Nun soll es die deutliche Mehrheit der Geräte gewesen sein. Nur bis 2025 werden voraussichtlich fast keine Modems mehr an Apple geliefert.
Der Finanzdienst Bloomberg hatte zuvor berichtet, dass Apple bei den eigenen Modems unter anderem mit Problemen wie übermäßiger Hitzeentwicklung zu kämpfen habe. Die Chips, die die Verbindung zum Mobilfunknetz herstellen, sind ein zentrales Element von Smartphones und spielen unter anderem eine wichtige Rolle für die Akkulaufzeit. Apple ersetzt in seinen Geräten nach und nach Chips anderer Anbieter durch effizientere und leistungsfähigere Eigenentwicklungen. Der iPhone-Konzern befindet sich seit Jahren in einem erbitterten Patentstreit mit Qualcomm.
Qualcomm erwartet nun für das erste Quartal seines Geschäftsjahres, das im Dezember endet, einen Umsatz von 9,2 bis 10 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahresquartal hatte der Umsatz nach einem Sprung von 30 Prozent 10,7 Milliarden US-Dollar erreicht. Der Gewinn werde darunter leiden, dass einige Smartphone-Anbieter jetzt ihre Lagerbestände abbauen, anstatt neue Geräte zu bauen, sagte er.
Im letzten Quartal konnte Qualcomm eine recht hohe Wachstumsrate beibehalten. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 22 Prozent auf rund 11,4 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn stieg um drei Prozent auf 2,87 Milliarden US-Dollar. (dpa)