
Probleme mit Deutschland
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Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler, spricht mit den Medien über seine Ankunft beim EU-Gipfel.
© Quelle: Nicolas Landemard/Le Pictorium A
Der nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wiederhergestellte Zusammenhalt der Europäischen Union steht nun vor einer harten Bewährungsprobe. Die EU ist in alte schlechte Gewohnheiten zurückgefallen, die sich im Kampf um Geld und Verantwortung für Flüchtlinge ebenso zeigen wie im nationalen Alleingang. Wir sollten den Skandal um die ehemalige Vizepräsidentin Eva Kaili nicht vergessen. Die Gemeinschaft steht mehr denn je unter Druck, wie der letzte Gipfel der Staats- und Regierungschefs in diesem Jahr gezeigt hat.
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Die EU ist sich einig in ihrer Unterstützung der Ukraine gegen Russland und in der Fortsetzung der Sanktionen. Allein die Aufrechterhaltung verbindlicher Maßnahmen für die Ukraine ist eine Herausforderung für jede einzelne Nation. Wie in Deutschland sinkt auch in anderen Ländern die Bereitschaft der Bevölkerung, die negativen Folgen von Krieg, Sanktionen, Inflation und Energiekrise in Kauf zu nehmen – ein Leckerbissen für Rechtspopulisten. Die Regierungen der 27 EU-Staaten werden auch im kommenden Jahr viel Durchhaltevermögen brauchen, um der Ukraine weiterhin humanitäre, finanzielle und militärische Hilfe zukommen zu lassen.
Europa ist leer
Das ist umso schwieriger, als es in der EU – anders als in der Finanz- und Coronakrise – keinen wirklich gemeinsamen Plan gibt, die dramatischen Auswirkungen auf die Volkswirtschaften abzumildern. Während die Amerikaner ihre Wirtschaft mit einem Subventionspaket für grüne Technologien im Wert von 369 Millionen Euro stützen wollen, bleibt Europa nur noch das nackte Gerüst übrig und versucht nun, sich ein Stück vom Kuchen der amerikanischen Subventionen abzuschneiden.
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Dass Deutschland mit dem „Doppelboom“ der Kanzlerin einen eigenen nationalen Weg geht, sorgt in der EU verständlicherweise für Unmut. Kein anderes Land in der EU hat die Finanzkraft, seine Wirtschaft und privaten Haushalte mit 200 Milliarden Euro – nicht einmal einer vergleichbaren Menge, die seiner Einwohnerzahl entspricht – in einer Krise zu stützen. Die Härte der Deutschen bei den Verhandlungen zur Benzinpreisbremse steigert den Ärger auf Deutschland.
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Hauptradar
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Nun ist es Aufgabe des Kanzlers, das Geld für das eigene Land zusammenzuhalten und die Gasversorgung sicherzustellen. Als Regierungschef im Exportland Deutschland soll er aber auch für den Zusammenhalt in der Europäischen Union sorgen, von dem Deutschland trotz hoher Zahlungen an die EU enorm profitiert. Im Moment läuft es nicht gut genug, wie das angeschlagene deutsch-französische Verhältnis zeigt.
Die seit Jahren diskutierte gemeinsame Verteidigungspolitik der EU steckt noch in den Kinderschuhen
Die Strategie der EU, sich in eine größere und multipolarere Position zwischen den Großmächten China und den USA und unter den Druck des Krieges in der Ukraine zu stellen, geht noch nicht auf. Der Wunsch und die Kraft für die Osterweiterung der Europäischen Union sind nicht groß genug, um in naher Zukunft tatsächlich neue Länder in die EU aufzunehmen. Zumal die EU mit dem Einstimmigkeitsprinzip eigene Wege geht.
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Das Scheitern ereignete sich auch beim Gipfel mit den südostasiatischen ASEAN-Staaten. Drei Länder – Vietnam, Laos und Thailand – waren nicht einmal bereit, Russlands Krieg gegen die Ukraine zu verurteilen.
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Krisenkanzler
Nach einem Jahr als Bundeskanzler sind die Umfragewerte von Olaf Scholz miserabel, Europas Nachbarn wütend und das Land tief in der Krise. Warum der Kanzler der Jahrhundertwende noch immer im Sattel sitzt.
Auch der Krieg in der Ukraine lähmt die EU auf dem Weg zu dringend notwendigen Reformen. Die seit Jahren diskutierte Gemeinsame Verteidigungspolitik steckt noch in den Kinderschuhen. Der Versuch, der EU in der Außenpolitik eine einheitliche Stimme auf der Weltbühne zu geben, ist gescheitert, weil Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel nicht an einem Strang ziehen können.