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Edelweiß | Infolge der globalen Erwärmung breiten sich wärmeliebende Arten nach oben und nach Norden aus, während kälteliebende Arten sich oft zurückziehen. Finden sie im Hochgebirge oder in höheren Breiten keinen Unterschlupf mehr, sterben sie aus.
Eine Warnung an die Zwerge
Moderne Berggipfel und Inseln lassen sich kaum mit der Situation vor Millionen von Jahren vergleichen, weil es kein eindeutig zuordenbares Vergleichsmaterial gibt. Der Paläontologe Wolfgang Kießling und sein Team fanden eine frühe Warnung vor dem Massensterben von Arten, die noch heute die Alarmglocken läuten: Auf dem Gebiet des heutigen Iran gibt es vier Meter dicke Ablagerungen, die sich kurz vor dem Meeresboden gebildet haben Großes Aussterben. Arten vor 252 Millionen Jahren. „Dort lassen sich die einzelnen Schichten mit einer Genauigkeit von 100 Jahren auflösen“, sagt der Erlanger Forscher.
Damals gab es in den Meeren viele Tintenfische, Ammoniten genannt, die sich mit einem Kalkpanzer vor Feinden schützten. Vor Beginn der globalen Erwärmung hatten diese Kalksteinschalen einen Durchmesser von etwa 15 Zentimetern. Dann stieg die Temperatur und es fehlte nicht nur Sauerstoff im Wasser, sondern es schwammen auch weniger Nährstoffe herum. Durch diesen Mangel wurden die Ammoniten immer kleiner, ihre Schalen schrumpften in den Ablagerungen alle 100 Jahre etwas zusammen. Kurz vor dem Aussterben der Art hatten sie im Durchschnitt nur noch einen Durchmesser von drei Zentimetern. Ein solcher Zwergwuchs kann heute bei Muscheln und bei Vögeln beobachtet werden, die im Amazonasgebiet leben. „Kohlendioxid aus Industrieschornsteinen, Ölheizungen und Autoabgasen treibt heute die Temperaturen nicht mehr in die Höhe und schafft gute Voraussetzungen für das tödliche Trio“, sagt Kießling.
Die nahe Zukunft
Die Modellrechnungen von Manuel Steinbauer zeigen, dass der Klimawandel unserer Zeit das Artensterben weiter fördert. „Ökosysteme sind jedoch zu komplex, um solch seriöse Vorhersagen zu treffen“, erklärt der Bayreuther Forscher. Gleichzeitig deutet alles darauf hin, dass der Klimawandel zusätzlich zu den bereits eingeleiteten Veränderungen die Biodiversität ernsthaft unter Druck setzen wird. „Und weil der Klimawandel sehr schnell und massiv auf uns zukommt, ist mit ernsthaften Problemen zu rechnen“, sagt Steinbauer.
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Korallenbleiche | Korallenriffe sind von der Erwärmung der Meere besonders betroffen: Wird es Korallen zu warm, stoßen sie ihre Symbionten ab und werden weiß – auf lange Sicht schmälert das ihre Überlebenschancen erheblich.
„Beim vergangenen erwärmungsbedingten Massensterben haben hochmobile Arten mit schnellem Stoffwechsel viel besser überlebt als andere“, sagt Kießling. Dazu gehören zum Beispiel Raubfische, die viel Sauerstoff benötigen und daher besonders unter dem bereits beginnenden Sauerstoffmangel leiden. „Nur diese widerstandsfähigen Arten können dem Klimawandel viel besser entgehen als Muscheln.“ Diese Organismen haben relativ dicke Schalen und filtern seit über 500 Millionen Jahren ihre Nahrung aus dem Wasser. Am Ende des Perm entgingen sessile Brachiopoden nur knapp dem Aussterben.