Managerin zwischen Kunst und Wissenschaft

Universität Luzern

„Ich brauchte eine neue Herausforderung“: Der neue Rektor bewegt sich zwischen Kunst und Wissenschaft

Seit Anfang Dezember leitet Barbara Bader die Hochschule Luzern. Kunst und Architektur ziehen den 50-Jährigen an, aber er freut sich auch auf Wirtschaft und Technik. Sie wurden mit einem besonderen Willkommensgeschenk begrüßt.

Barbara Bader in den Räumlichkeiten der Hochschule Luzern, Werftestrasse 4.  Der neue Rektor verlegte seinen zweiten Wohnsitz von Stuttgart nach Luzern.

Barbara Bader in den Räumlichkeiten der Hochschule Luzern, Werftestrasse 4. Der neue Rektor verlegte seinen zweiten Wohnsitz von Stuttgart nach Luzern.

Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 14. Dezember 2022)

Barbara Bader legt eine Reihe von Notizen und Datenblättern auf den Konferenztisch. Der neue Rektor der Hochschule Luzern ist bestens gerüstet für seinen ersten Medienanlass nach knapp zwei Wochen im Amt. Seit dem 1. Dezember trägt der 50-Jährige die Verantwortung für mehr als 8.000 Studierende und rund 2.000 Mitarbeiter. Bei einem Gespräch in seinem Büro an der Werftestrasse 4 in Luzern muss der Professor für Kunstdidaktik und Erziehungswissenschaften selten schnüffeln. Er spricht nachdenklich und lächelt oft.

Wer ist die Frau an der Spitze der grössten Bildungsinstitution der Zentralschweiz? Manche Menschen schreiben ihren Lebenslauf wie einen Kurs auf Papier, sagt Barbara Bader. Aber das ist nicht wahr. Als junger Grund- und Sekundarschullehrer zog es ihn nach Stationen in den USA und Tschechien nach England, wo er in Oxford in Kunstgeschichte promovierte. Zurück in der Schweiz übernahm er die Leitung des Forschungsinstituts der Hochschule der Künste in Zürich und war anschliessend verantwortlich für die Bachelor- und Masterstudiengänge Kunstpädagogik an der Berner Fachhochschule.

Als Schweizer leitete er eine deutsche Schule

Die einflussreichste Station war die Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, wo er seit 2013 als Professor und seit 2017 bis zuletzt als Rektor tätig war. „Bildung und Kultur haben mich schon immer begleitet“, sagt Bader. Anders als die Schweiz ist die Universität Stuttgart organisatorisch direkt an den Staat angebunden. „Deshalb wird viel öffentlicher und direkter über die Universität diskutiert. Andererseits ist die Akademie der bildenden Künste eine selbstverwaltete Hochschule mit viel inhaltlichem Spielraum.» Dass Bader als Schweizer Professor zum Rektor gewählt wurde, sei weder normal noch selbstverständlich, sagt er stolz.

Er musste sich an die deutsche Mentalität gewöhnen: Von der Führungsebene wurden Vertrauen in Autoritäten, starke Hierarchien und klare Ansagen erwartet. Schliesslich habe man zusammen mit den Hochschulgremien einen Mittelweg gefunden, «auch wenn sie mich als Schweizer sahen, der bis zuletzt auf Kompromisse pochte».

Infrastruktur hat sich verbessert

Das versprach Erfolg. In den „Stuttgarter Nachrichten“ von 2017 wurde er direkt über die unzureichende Infrastruktur zitiert: „Unsere Telefonanlage kann jederzeit ausfallen, im Keller tropft es, weil in der Akademie-Mensa noch Dampf kocht Die diversen Gebäude, die gebaut wurden, entsprechen in keiner Weise den heutigen Anforderungen. Die Labore sind in einem unsicheren Zustand.“

Fünf Jahre später würdigte die Akademie Baders Amtszeit dankbar: “Ihr zentrales Ziel war die Implementierung einer modernen Infrastruktur für die Labore und Werkstätten des Campus Weißenhof, die in vielen Bereichen initiiert und abgeschlossen wurde.” Außerdem schärfte sie mit neuen Projekten und Studiengängen das Profil, trieb die Internationalisierung voran und sorgte dafür, dass der Anteil der Professorinnen auf 50 Prozent anstieg.

Barbara Bader selbst betont Interdisziplinarität; Die themen- und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist ihm immer ein großes Anliegen. Der Posten in Süddeutschland gefiel ihm sehr gut. Dennoch ist die Zeit für eine Veränderung gekommen. „Ich brauchte eine neue Herausforderung und ich denke, nach etwa zehn Jahren gibt man einer Bildungseinrichtung, was man geben kann. Das gilt auch umgekehrt.“ Der Luzerner Job wurde ausgeschrieben, gleichzeitig begann er selbst zu tasten. Solche Angebote sind schließlich selten. „Und ich habe an vielen Hochschulen im In- und Ausland gearbeitet, aber nie in der Zentralschweiz .”

Campus Horw als Willkommensgeschenk

Auch hier gäbe es Anlass zur Kritik an der Infrastruktur. Aber der neue Campus Horw ist bereits auf Kurs; der wohnungsrat hat kürzlich grünes licht gegeben. „Das ist ein schönes Willkommensgeschenk“, sagt Barbara Bader. Sie wurden allgemein sehr herzlich aufgenommen. Sein Vorgänger, Markus Hodel, stellte es im September in wenigen Wochen vor. In den kommenden Monaten wird er formulieren, welche Ziele er mit der Hochschule Luzern erreichen will. Die Leistungsvereinbarung für die Jahre 2024–2027 wird in Kürze mit den sechs Zentralschweizer Konkordatskantonen abgeschlossen. Gleichzeitig aktualisiert die Hochschulleitung die Strategie.

In fünf Sätzen

Ich habe zuletzt gelacht…
… gestern bei der Hochschulratssitzung. Bei aller Ernsthaftigkeit darf der Humor nicht zu kurz kommen.

Letztes Mal habe ich geweint…
… als die Königin starb. Er stand für Beständigkeit, überraschend sehr berührt von seinem Tod.

Der Titel des Buches, das derzeit auf meinem Nachttisch liegt, lautet…
… «The Second Jacob», «Book of Blood» und «Coventry». Es gibt also drei Bücher, das letzte auf Englisch.

Die Musik, die dich zum Tanzen bringt…
(denkt). Die Wahl überlasse ich meinem Partner. Er weiß besser, welche Stimmung ich mag.

Mein Lieblingsziel ist…
… Griechenland. Athen, die Berge, die Inseln und die Kultur faszinieren mich. Ich lerne gerade die Sprache. (avd)

Er ist neuer Rektor der Hochschule Luzern.

Er ist neuer Rektor der Hochschule Luzern.

Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 14. Dezember 2022)

Barbara Bader hat klare Vorstellungen von ihrem Führungsstil. Er will Brücken bauen, die Interdisziplinarität weiter ausbauen und für „optimale Rahmenbedingungen“ sorgen, damit die Schule für Herausforderungen wie die Digitalisierung und zahlreiche Nachhaltigkeitsthemen gewappnet ist.

„Hier wie auch in anderen Bereichen hat Markus Hodel hervorragende Arbeit geleistet“

sagt der gebürtige Berner, dessen ruhige Art seinem Vorgänger ähnelt.

Umzug des zweiten Wohnsitzes nach Luzern

Natürlich ist er schon sehr nah an Kunst und Architektur, aber auch an gesellschaftlichen Themen. „Aber ich freue mich darauf, tiefer in Themen aus Wirtschaft, Technik und IT einzutauchen.“ Bader verlegte rechtzeitig seinen zweiten Wohnsitz von Stuttgart nach Luzern. Er war schon immer mit seiner Heimat verbunden; die Wohnung in Bern und ein Häuschen in Wengen sorgen dafür, dass Bader Abstand zur Arbeit hält. Am besten entspannen sie sich im Garten oder auf der Skipiste mit ihrem Partner.

Dies wird auch in den kommenden Jahren erforderlich sein. Der Campus Horw sei noch nicht gebaut, die Forschungszusammenarbeit und der grenzüberschreitende Austausch mit der EU seien noch nicht ausreichend geregelt, «das ist eine Katastrophe für die Schweizer Hochschulen». Das zu lösen ist Aufgabe der Politik, aber ein Problem für eine Hochschulleitung, die in größeren Zusammenhängen und über einen längeren Zeitraum denkt.

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