
Kaum eine andere deutsche Band polarisiert so stark wie Tokio Hotel. Im Interview auf t-online blicken Tom Kaulitz und Georg Listing auf ihre Jugend zurück und sprechen über das Leben zwischen Hype und Hysterie.
Angefangen hat alles 2005 mit der Single „Durch den Monsun“. Die Zwillinge Tom und Bill Kaulitz und ihre beiden Freunde Georg Listing und Gustav Schäfer wurden über Nacht zu Teenager-Rockstars.
17 Jahre später sind die vier in alle Himmelsrichtungen verstreut – die Kaulitz-Brüder leben in Los Angeles, Georg Listing in Berlin und Gustav Schäfer noch immer in ihrer Heimatstadt Magdeburg. Die Band existiert jedoch immer noch und ist wieder sehr erfolgreich: Mit „White Lies“, einem gemeinsamen Song mit Vice, gewann die Band eine goldene Schallplatte, der Zwillings-Podcast „Kaulitz Hills“ ist eine der erfolgreichsten deutschen Produktionen auf Spotify, und das neue Album „2001“ von Tokio Hotel ist gerade erschienen.
t-online traf Gitarrist Tom Kaulitz und Bassist Georg Listing in Berlin. Im Interview sprechen die beiden Musiker über mehr als 20 Jahre Freundschaft, die Zeit der Teenager-Herzensbrecher und den Luxus der Privatsphäre.
Georg, zu Beginn deiner Karriere bei Tokio Hotel standen Tom und Bill eher in der ersten Reihe. Gab es Eifersucht?
George-Auflistung: Nein niemals. Ich habe es sogar positiv gesehen. Gustav und ich hatten mehr Privatsphäre – zumindest soweit es damals möglich war. Es gab zwischen uns nie Egoismus darüber, wer jetzt auf dem Cover war oder ob Bill das Video selbst machte oder nicht. Der Rest von uns war eher froh, etwas Freizeit zu haben.
In dieser vierköpfigen Besetzung besteht die Gruppe seit 2001 – wie der Titel ihres neuen Albums zeigt. Wie hält man die Chemie aufrecht?
Tom Kaulitz: Ich frage oft danach. Wahrscheinlich, weil wir vier seit unserer Teenagerzeit viel zusammen durchgemacht haben. Ich sehe uns in erster Linie als Familie. Viele Leute fragen, wie es war, als Bill und ich nach Amerika zogen und eine Pause machten. Georg und Gustav mussten sich nie fragen, was aus der Band werden würde. Wir haben ein Grundvertrauen. Wir fragen uns nicht.
Es gab also keinen Moment, in dem Sie daran gedacht haben, sich als Musiker zurückzuziehen?
Aussage: è Allerdings muss gesagt werden, dass keiner von uns die Schule abgeschlossen hat.
Kaulitz: Wir hatten keine andere Wahl als Tokio Hotel (er lacht).
Als Band sind sie eine Einheit, führen aber sehr unterschiedliche Lebensstile.
Kaulitz: Hübsch. Gerade Gustav ist eine Privatperson. Er lebt immer noch in unserer Heimat Magdeburg, er hat dort seine Familie und sein Haus. Er mag das Leben abseits des Rampenlichts. Dort kann er ein Privatleben führen und zum Bäcker gehen, ohne dass ihn Leute stören.
Regt ihr euch beide beim Bäcker auf?
Kaulitz: Es funktioniert tatsächlich in LA, weil es eine ziemlich private Stadt ist.
Aussage: Ich denke, es ist immer noch schwer für Bill und Tom in Deutschland. Die Leute erkennen dich an deiner Nasenspitze. Vor allem, wenn Sie zusammen reisen.
Kaulitz: Das stimmt, aber seit wir und die Fans älter sind, folgen sie uns zumindest nicht mehr.
Aussage: Du siehst auch richtig wütend aus, wenn du aus dem Flugzeug steigst.
Kaulitz: Ich strahle schon aus, dass du nicht privat mit mir reden solltest (er lacht).
Georg, was ist mit dir?
Aussage: Ich lebe in Berlin. Ich treffe hier selten jemanden, der gerne ein Foto oder ein TikTok-Video machen möchte.