
Stand: 21.11.2022 07:36
Nach dem Zugunglück bei Leiferd (Kreis Gifhorn) hat die Feuerwehr gestern mit dem Abpumpen von explosivem Propangas begonnen. Den ersten Versuch am Samstag mussten sie abbrechen.
Das Abpumpen des Gases aus den vier Kesselwagen werde mehrere Tage dauern, sagte ein Sprecher am Sonntag. Und ob es dann vollends gelingen kann, ist nicht klar. Bei einigen umgestürzten Wagen sind Entwässerungsanschlüsse nicht zugänglich. Daher war der endgültige Plan, den restlichen Inhalt kontrolliert zu verbrennen. Da dies mehrere Tage dauern kann, wird auch geprüft, ob die halbleeren Waggons mit Hebekissen und Kränen wieder angehoben werden können. Ein passendes Kissen wurde bei der Flughafenfeuerwehr Hannover angefordert. Die Rettungskräfte schätzten die Zeit, die es dauern würde, den Waggon mit Spezialpumpen auszupumpen, zunächst auf 20 Stunden.
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Kein Wind verzögert die Rettungsarbeiten
Am Samstagabend musste die Notaufnahme die Arbeiten unterbrechen. Sie maßen eine erhöhte Gaskonzentration. Als Grund nannten sie den fehlenden Wind. Deshalb verdunstet das austretende Gas nach Angaben des Feuerwehrsprechers vom Samstag nicht mehr so stark wie in den Tagen zuvor. Dies könnte zu einem explosiven, gefährlichen Luft-Gas-Gemisch führen. Der Sicherheitsradius um die Unfallstelle wurde nachträglich auf 400 Meter vergrößert. Die beiden havarierten Kesselwagen hatten nach Angaben der Bundespolizei jeweils 50 Tonnen Gas geladen. Die Feuerwehr setzt nun auf künstlichen Wind, um das Pumpen zu ermöglichen. Dafür wurden vier explosionsgeschützte Ventilatoren aufgestellt. Bei Windstille sollen sie die Gaskonzentration an der Unfallstelle reduzieren. Jeder am Tatort trägt einen Gaszähler. Für den Notfall stehen nach Angaben der Feuerwehr drei kleine Wasserwerfer bereit.
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Die Waggons und die Lokomotive müssen mit einem Kran herausgezogen werden
Entweder das Abpumpen oder das anschließende kontrollierte Abbrennen des Gases – es folgen umfangreiche Reinigungsarbeiten: Vier mit Propangas gefüllte Kesselwagen blockieren weiterhin das Gleisbett. Zwei von ihnen sind auf der Seite. Außerdem müssen der leere Waggon und die Lokomotive mit einem Kran herausgezogen werden. Um die betroffenen Fahrzeuge überhaupt an den Unfallort bringen zu können, wurden die schlammigen Feldwege neben den Gleisen befestigt. Die Deutsche Bahn ließ 500 Tonnen Kies mit mehreren Lkw anliefern. Die intakt gebliebenen Waggons des ersten Zuges wurden am Freitag aus der Gefahrenzone gezogen.
Massive Schäden an Oberleitung und Gleisbett
Bevor die Züge wieder auf der Bahnstrecke verkehren können, müssen auch die unmittelbaren Folgen des Unfalls beseitigt werden. Die Bahn rechnet mit erheblichen Schäden an Fahrleitungen, Leit- und Sicherungseinrichtungen sowie am Gleisbett. Laut Bahnsprecherin kann nach der Räumung der Unfallstelle mit der Instandsetzung begonnen werden. Die wichtige Bahnstrecke Berlin-Hannover bleibt daher bis mindestens Ende November gesperrt, Bahnreisende müssen daher mit verhältnismäßig langen Störungen und Zugverspätungen rechnen.
Die Bundespolizei ermittelt zur Unfallursache
Der Unfall ereignete sich am frühen Donnerstagmorgen. Der Güterzug hielt am Signal zwischen Leiferde und Dalldorf, der nächste Güterzug mit 25 mit Propangas gefüllten Kesselwagen angehängt. Der 45-jährige Lokführer wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der Fahrer des zweiten Zuges blieb den Angaben zufolge bis auf einen leichten Schock unverletzt. Warum die Güterzüge zusammenstießen, ist laut Bundespolizei unklar. Die Ermittlungen liefen in alle Richtungen, sagte der Sprecher auf Nachfrage.
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