
„Eine Bremse für Innovation und Wachstum“
Weniger MINT-Studenten: Deutsche Wirtschaft fürchtet um technikaffine Jugend
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Wirtschaftsverbände befürchten, dass das Interesse an Wissenschaft und Technik in Deutschland nachlässt.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa/Symbolbild
Deutschlands Wirtschaft macht sich Sorgen um den technikaffinen Nachwuchs: Laut Statistischem Bundesamt ist 2021 erstmals seit 2007 die Zahl der Studienanfänger in MINT-Studiengängen zurückgegangen. „Die Wirtschaft ist dringend auf junge Menschen im MINT-Bereich angewiesen. Die Nachfrage steigt – auch im Hinblick auf Energieversorgung und Digitalisierung“, sagt Steffen Kampeter, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
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Während im Jahr 2021 insgesamt 4 Prozent weniger junge Menschen ein Studium begonnen haben, ist das Interesse an Studiengängen, die in der Wirtschaft nachgefragt werden, besonders stark gesunken: 6,5 Prozent weniger Studienanfänger haben sich demnach in den Studiengängen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik eingeschrieben an das Bundesamt. Statt 40,5 Prozent wie im Rekordjahr 2015 entschieden sich nur noch 37,7 Prozent der angehenden Akademiker für die entsprechenden Fachrichtungen, teilte das Bundesamt mit.
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Weniger ausländische Studierende, mehr Frauen
Die insgesamt rückläufige Zahl junger Menschen in Deutschland wird bisher teilweise durch ausländische MINT-Studierende kompensiert. Aber auch sie seien zuletzt vor allem wegen der Pandemie seltener nach Deutschland gekommen, teilte das Bundesamt mit. Ein Lichtblick ist allerdings der steigende Frauenanteil: Je nach Fachrichtung lag er 2021 zwischen 2 Prozent (Stahlbau) und 88,2 Prozent (Innenausbau) und stieg insgesamt auf den bisherigen Rekordwert von 34,5 Prozent.
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„Der erneute Anstieg des Frauenanteils unter den Studierenden in den MINT-Fächern ist sehr erfreulich. Allerdings ist es ein Problem, wenn sich generell weniger junge Menschen für ein MINT-Studium entscheiden“, sagt Kampeter. Daher sollen alle Potenziale gehoben und das Interesse an den Kursen frühzeitig geweckt werden, insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen. „Wir wollen zeigen, wie viel Spaß diese Fächer machen – und wie viel Geld man hier verdienen kann“, sagte Kampeter.
BDA unterstützt einen attraktiven MINT-Hochschulstandort
Allerdings spielen gerade ausländische Studierende in den MINT-Fächern eine zentrale Rolle, „selbst wenn wir alle heimischen Potenziale ausschöpfen, werden wir ohne Zuwanderung den hohen Bedarf nicht decken können“. Daher müsse es oberste Priorität haben, wieder als attraktiver Standort einer MINT-Hochschule wahrgenommen zu werden, erklärte der Hauptgeschäftsführer des BDA. “Genauso wichtig ist es, ausländische Studierende nach ihrem Abschluss in Deutschland zu halten.”
Maschinen- und Anlagenbauer zeigten sich etwas erleichtert: Seit 2016 hätten Maschinenbau und Elektrotechnik ein Viertel weniger Studienanfänger, jetzt sei die Zahl wieder etwas gestiegen, erklärte Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. Auch die Zahlen des Bundesamtes berücksichtigen keine Doppelgänge, „hier ist über die Jahre ein deutliches Wachstum zu verzeichnen“, betonte Rauen.
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Der VDMA will, dass weniger Menschen die Schule abbrechen
Insgesamt rechnen derzeit aber nur 16 Prozent der Unternehmen nicht mit einem Mangel an Ingenieuren. „Der Fachkräftemangel in diesen Innovationsfeldern droht zur Innovations- und Wachstumsbremse zu werden“, warnte er den RND.
Die Bundesregierung versucht seit Jahren, die Zahl der MINT-Studierenden zu erhöhen, beispielsweise wurde 2022 der MINT-Aktionsplan ins Leben gerufen. „Das wird sicherlich nicht ausreichen, um den vor allem demografisch bedingten Fachkräftemangel zu bekämpfen“, sagt Rauen. Neben Fachkräftezuwanderung und einer höheren Vollzeitquote müssen mehr Menschen für einen Schulabschluss gewonnen und Weiterbildungsmöglichkeiten insbesondere für Geringqualifizierte geschaffen werden.