

112 Jahre ist es her, dass Martin Popp im Schramberger Eselbach eine mechanische Werkstatt eröffnete. Daraus entstand ein Autohaus, das sein Urenkel Hans-Martin Popp seit 27 Jahren führt.
Schramberg-Sulgen – Ende des Monats endet jedoch die Familientradition von Popp. Aus Alters- und Gesundheitsgründen schließt Hans-Martin Popp sein Renault-Autohaus. Die gute Nachricht für die Kunden ist jedoch, dass er mit Michael Hänsel aus Sulgen einen Nachfolger gefunden hat, der ab Januar 2023 in den ehemaligen Geschäftsräumen an der Ecke Heiligenbronner-/Max-Planck-Straße eine Mehrmarkenwerkstatt betreiben wird. Letztere plant zudem, ab Frühjahr einen Neu- und Gebrauchtwagenhandel zu eröffnen.
Er will langsamer werden
„Ich muss leider zurück“, begründet der ehemalige Inhaber des 62 Jahre alten Autohauses diese Entscheidung. Wer schon viele Jahre in einem solchen Beruf tätig ist, weiß, dass das Kreuz manchmal gar nicht will, was man will, und deshalb gab Hans-Martin Popp schweren Herzens den Renault-Vertretungsvertrag zurück. Die Gesundheit war jedoch nicht der einzige Grund für seinen Schritt. Auch sei es immer schwieriger geworden, Mitarbeiter zu finden, erwähnt ein anderer. In „guten“ Zeiten waren bis zu sieben Mitarbeiter im Autohaus beschäftigt.
Seit 1972 in Sulgen
Seit 1972 befindet sich der Hauptsitz der Popp’schen Firma in Sulgen, wo der 92-jährige Vater ein damals modernes Autohaus mit Werkstatt gegründet hatte, nachdem die Räumlichkeiten am -Rappenfelsen den Anforderungen nicht mehr genügten. Dort, in der alten Zentrale, hatte sich Martin Popps mechanischer Werkstatt- und Nähmaschinenbetrieb unter seinem Sohn Leonhard zu einem florierenden Handels- und Reparaturunternehmen, zunächst für Motorräder, entwickelt.
1934 übernahm Leonhard Popp nach dem Tod seines Vaters den Betrieb. Zündapp und NSU waren damals die angesagten Marken, die an Kunden aus Schramberg und darüber hinaus verkauften. Und dann kam 1938 über NSU die Autosparte ins Haus Popp, das von Leonhard und seinem Bruder Alfons Popp geführt wurde. Nach der Fusion von NSU mit Audi im Jahr 1972 wandte sich der Vater des jetzigen Besitzers, Martin, an die französische Firma Renault, die im Raum Schramberg einen Händler suchte.
Erster Platz Rappenfelsen
Den Standort Rappenfelsen wählte Martin Popp übrigens, um die Wasserkraft des Eselbachs zum Antrieb seiner Maschinen zu nutzen. Der Firmengründer kam als Reisender aus Oberfranken nach Schramberg, fand hier Arbeit in der Uhrenfabrik Mayer und Söhne und heiratete eine Frau aus Schramberg. Und dann baute er 1892 das Wohnhaus mit dem späteren Geschäftsanbau und der Werkstatt auf dem Rappenfelsen, das vor fünf Jahren nach unterschiedlichen Nutzungen abgerissen wurde.
Vierte Generation ab 1995
Anschließend führte Martin Popp das Autohaus und die Werkstatt bis 1995 erfolgreich weiter, musste es aber krankheitsbedingt an seinen Sohn Hans-Martin übergeben, der zuvor diesen Beruf erlernt hatte.
Der 62-Jährige erinnert sich, dass er seit seiner Jugend mit Motorrädern und Fahrzeugen „herumgefahren“ sei. Und da seine jüngeren Brüder kein Interesse daran hatten, den väterlichen Betrieb zu übernehmen, stieg er dann ein.
Dass er mit Leib und Seele dabei ist, ist auch wenige Tage vor der Geschäftsabwicklung noch deutlich zu spüren. „Ich muss meinen Kunden helfen“, ist seine Aussage und Motivation, auch an Tagen, an denen es ihm nicht so gut geht, seinem Mann in der Werkstatt die Stirn zu bieten – und was derzeit aufgrund der Jahreszeit besonders gefragt ist: zum Beispiel Winterreifen montieren.