
„Der Irak wäre für uns ein sehr willkommener Kooperationspartner, wenn es um den Import von Gas und Öl nach Deutschland geht“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz nach einem Treffen mit dem neuen irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Schia al-Sudani in Berlin. Gasimporte könnten auch über Deutschland in andere europäische Länder umgeleitet werden.
Scholz betonte, Deutschland wolle nicht wieder in die Abhängigkeit von einzelnen Gaslieferanten geraten, wie es einst von Russland abhängig war. Weit über die Hälfte der deutschen Gasimporte stammte einst vor dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine von dort. Jetzt bekommt Deutschland kein Gas mehr aus Russland.
Al-Sudani betonte die Absicht seines Landes, die Gasexporte weiter zu steigern. „Wir haben ehrgeizige Pläne für die Nutzung von Gas, das bei der Ölförderung anfällt und dabei verbrannt wird“, sagte der Ministerpräsident. „Wir haben diese Möglichkeiten aufgezeigt und deutsche Unternehmen eingeladen, in diesen Sektor zu investieren.“

Das Erdgasfeld Nahr Bin Omar nördlich der Hafenstadt Basra
Kaum ein anderes Land der Welt ist so abhängig von Öleinnahmen wie der Irak. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur ist das Land der fünftgrößte Ölproduzent. Gas wird auch über das LNG-Terminal exportiert, das 2022 von der Basra Gas Company eröffnet wurde.
Am Rande des Besuchs unterzeichneten der irakische Energieminister und Siemens Siad Ali Fadhil eine Absichtserklärung zum Ausbau der Infrastruktur der notorisch schwachen Energieversorgung des Landes. Siemens Energy will gezielt Kraftwerke für fossile und erneuerbare Energieträger auf- und ausbauen. Ziel der Projekte ist es, Stromausfälle zu reduzieren und den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Selbsthilfe in Bagdad: Iraks Stromversorgung ist notorisch schlecht (Archivbild)
In einem Interview mit dem Arabischen Programm der Deutschen Welle erklärte Premierminister al-Sudani, dass Projekte im Bereich der Energieerzeugung, -übertragung und -verteilung wichtig seien, um die zukünftige Stromversorgung zu sichern. „Das Positive ist, dass wir das Budget für die Umsetzung dieser Projekte bereits bereitgestellt haben. Damit haben wir bereits einen der wichtigsten Schritte getan.
Der Irak leidet unter einer notorisch schlechten Stromversorgung mit häufigen Stromausfällen. Neben der schlechten Wirtschaftslage und der Korruption sind diese einer der Gründe für die Massenproteste, die das Land in den vergangenen Jahren in mehreren Wellen erschüttert haben.
Al-Sudani hatte im Oktober nach monatelangen Machtkämpfen seine Regierung gebildet. Er steht unter Druck, sein Land nach Jahren des Krieges gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise zu führen. Vor einigen Jahren hat der IS weite Gebiete im Irak und in Syrien unter seine Kontrolle gebracht und dort ein sogenanntes Kalifat ausgerufen. Die dortigen Terroristen sind inzwischen militärisch besiegt, aber immer noch aktiv und führen Anschläge durch.
äh/sti (dpa, afp, rtr)