
Marktbericht
Stand: 31.01.2023 12:46 Uhr
Vor den anstehenden Zinsentscheidungen der Notenbanken trauen sich nur wenige Anleger an die Börse. Nach einem robusten Handelsstart fällt der DAX nun wieder in Richtung der 15.000-Punkte-Marke.
Die psychologisch wichtige Tausendermarke ist mittags wieder Dreh- und Angelpunkt am deutschen Aktienmarkt. Der DAX liegt mit 15.010 Punkten nur knapp darunter und steigerte seinen Verlust auf 0,8 Prozent.
erhöhte Unsicherheit
„Volatilität tritt vor Zentralbankentscheidungen wieder auf und zeigt die Zunahme der Unsicherheit im Markt“, sagte Marktexperte Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG. Anleger ließen sich Anfang des Jahres von der Euphorie an den Aktienmärkten anstecken und fürchten sich nun vor Aussagen des Währungshüters über eine Fortsetzung der aggressiven und restriktiven Geldpolitik.
Experten erwarten, dass die US-Notenbank (Fed) am Mittwoch die Zinsen um 25 Basispunkte anhebt. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England erwarten am Donnerstag Zinserhöhungen um 50 Basispunkte.
Update der Wirtschaft vom 31.01.2023
Ann-Catherine Beck, HR 2023-01-31 09:49 Uhr
Die Wall Street spielt nicht mit
Nach schwachen Vorzeichen von den US-Börsen am Abend und den asiatischen Märkten ist auch am Nachmittag kein Rückenwind für die Aktienmärkte aus New York zu erwarten. US-Indizes dürften nach deutlichen Verlusten am Vortag am Nachmittag wieder schwächer in den Handel gehen, worauf sich aktuell US-Futures hindeuten.
US-Berichtssaison mit mehr Bilanzen
Viele Anleger müssen zudem auf die neusten Bilanzen von US-Großkonzernen warten, die im Laufe des Tages vorliegen werden. Amerikanische Schwergewichte wie General Motors, Pfizer und McDonald’s präsentieren ihre Geschäftszahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2022.
Der Einzelhandel in Deutschland schwächelt
Aktuelle Daten aus Deutschland zeigen eine deutliche Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Der deutsche Einzelhandel hat sich im vergangenen Jahr weniger verändert als 2021. Der preisbereinigte Umsatz lag um 0,6 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Der deutsche Einzelhandel stellt sich in diesem Jahr aufgrund der hohen Inflation auf ein schwieriges Geschäft ein. Der Umsatz dürfte um zwei Prozent wachsen, prognostizierte der Handelsverband Deutschland (HDE) am Dienstag in Berlin, wird aber preisbereinigt (real) um drei Prozent zurückgehen.
Allerdings kann Deutschland laut aktueller Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) im laufenden Jahr eine Rezession vermeiden. Demnach wird die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,1 Prozent wachsen. Bisher hatte der IWF mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet.
Euro etwas andersherum
Mit 1,0805 US-Dollar liegt der Euro derzeit am unteren Ende der Handelsspanne der letzten Tage. Auch am Devisenmarkt warten die Marktteilnehmer in den kommenden Tagen mit Spannung auf die Entscheidungen der Notenbanken.
Ein starker Dollar senkt die Ölpreise
Ein Barrel Nordseesorte Brent kostet 84,44 $, ein halbes Prozent weniger als gestern. Die jüngste Aufwertung des Dollars hat den Ölmarkt unter Druck gesetzt. Eine stärkere US-Währung wirkt sich oft negativ auf die Ölnachfrage aus, da der Rohstoff hauptsächlich in Dollar gehandelt wird. Steigt der Dollar, wird Rohöl für Investoren aus anderen Währungsräumen teurer, was deren Nachfrage oft belastet.
Vonovia stoppt Bauvorhaben
Im DAX steht die Aktie des Immobilienriesen Vonovia im Fokus. Der Konzern zieht wegen gestiegener Baukosten und Zinsen den Stecker und stoppt alle für 2023 geplanten Neubauprojekte. „Wir werden ab diesem Jahr keine neuen Bauprojekte mehr haben. Inflation und Zinsen sind stark gestiegen, davor können wir die Augen nicht verschließen“, sagte Vonovia-Chef Daniel Riedl der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Besonders betroffen sind die Pläne in Berlin und Dresden.
Baut VW Batterien in Kanada?
Bei der Suche nach einem Standort für die erste Batteriezellenfabrik in Nordamerika blickt Volkswagen einem Zeitungsbericht zufolge auf die kanadische Provinz Ontario. Das Land habe angeboten, das Projekt mit Investitionen und anderen Anreizen zu unterstützen, zitierte das „Handelsblatt“ aus Unterlagen, die die Zeitung auswertete. Ontario muss “konkurrenzfähig mit anderen in Betracht gezogenen Orten” sein. Ein Volkswagen-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
FMC am Ende des DAX
Aktien aus dem europäischen Pharma- und Gesundheitssektor fallen heute am stärksten. Mit einem Abschlag von rund zwei zählt die Aktie des Dialysespezialisten FMC zu den größten Verlierern im DAX. Die Investmentbank Warburg Research bleibt hinsichtlich der Veröffentlichung der Jahreszahlen des Dialyseanbieters pessimistisch und empfiehlt weiterhin den Verkauf. Der Gegenwind dürfte 2023 nicht nur anhalten, sondern noch stärker werden, sagt Analyst Christian Ehmann in einer aktuellen Studie.
Rheinmetall begibt Wandelschuldverschreibungen
Nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen verlieren die Aktien des Rüstungskonzerns aus dem MDAX am Morgen rund sieben Prozent. Rheinmetall nimmt eine Milliarde Euro neues Kapital auf, um die Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal Systems zu finanzieren. Das Unternehmen plant, heute zwei Tranchen von unbesicherten Wandelschuldverschreibungen im Volumen von jeweils 500 Millionen Euro an Großinvestoren zu verkaufen. Die Wertpapiere haben Laufzeiten von fünf und sieben Jahren und können in bis zu 3,14 Millionen Rheinmetall-Aktien gewandelt werden. Das entspricht gut sieben Prozent des Grundkapitals von Rheinmetall.
Atoss nimmt mehr Bestellungen entgegen
Der HR-Software-Spezialist profitiert weiterhin vom Fachkräftemangel und der Nachfrage nach Cloud-Software. Der Auftragseingang für Abonnementprogramme stieg im vergangenen Jahr um mehr als 40 Prozent auf 36,5 Mio. Euro. Der Vorstand des SDAX-Unternehmens sprach von „einer sehr erfreulichen Auftragslage“. 2022 sei der Umsatz um insgesamt 17 Prozent auf 113,9 Millionen Euro gewachsen und auch bei der Profitabilität habe das Unternehmen mit einer Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern von 27 Prozent die eigenen Ziele übertroffen.
Die EnBW will die Windstromerzeugung verdoppeln
Der deutsche Energieversorger EnBW will noch im ersten Quartal dieses Jahres über Investitionen in den Offshore-Großwindpark He Dreiht in der Nordsee entscheiden. Mit einer Leistung von rund 900 Megawatt (MW) bei Inbetriebnahme im Jahr 2025 werde sich die aktuelle Stromerzeugung aus Offshore-Windenergie für die Karlsruher Gruppe nahezu verdoppeln, sagte der für die nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur zuständige Vorstandsvorsitzende Georg Stamatelopoulos der dpa Nachrichtenagentur. Erste Lieferverträge, beispielsweise für die Turbinen, wurden bereits abgeschlossen. Die Behörden müssen den Bau noch genehmigen, erst dann fällt die Entscheidung.
Unicredit profitiert von Zinsänderungen
Zinsschwankungen und Kostensenkungen verhalfen der italienischen Spitzenbank Unicredit im vergangenen Jahr zu ihrem besten Ergebnis seit mehr als einem Jahrzehnt. Der Nettogewinn stieg nach Angaben der Bank um fast 48 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro im Jahr 2022. Davon sollen Anleger durch Dividenden und Aktienrückkäufe in Höhe von 5,25 Mrd. Euro profitieren. Die Zinsänderung hat dazu geführt, dass der Nettozinsertrag von Unicredit im Jahr 2022 um 18,6 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro gewachsen ist. Insgesamt wuchs der Konzernumsatz um 7,3 Prozent auf knapp 9,1 Milliarden Euro.