Als geheim eingestufte Dokumente: Böhmermann veröffentlicht hessische NSU-Akten

Stand: 29.10.2022 04:28 Uhr

Hessen wollte den Bericht des Verfassungsschutzes 120 Jahre und dann weitere 30 Jahre geheim halten. Darin gibt das Amt offenbar an, was über die NSU-Terroristen bekannt war. Böhmermanns ZDF Magazin Royale veröffentlicht den Bericht jetzt.

Jan Böhmermanns Plattform Ask the State und das ZDF Magazin Royale veröffentlichten die als geheim eingestuften hessischen NSU-Akten. „Wir glauben, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, genau zu erfahren, was sich in diesen Dokumenten befindet, die ursprünglich über ein Jahrhundert geheim bleiben sollten“, heißt es auf der Website.

Um Ressourcen zu schonen, seien die Dateien komplett überschrieben und ein neues Dokument erstellt worden, damit es keine digitalen Spuren hinterlasse, schrieb Böhmermann auf Twitter.

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Ursprünglich seit 120 Jahren als geheim eingestuft

Laut Anschreiben handelt es sich bei dem Dokument um den Abschlussbericht über die Aktenprüfung beim Landesamt für Verfassungsschutz in Hessen im Jahr 2012. Der Bericht datiert vom 20. November 2014.

Die sogenannten NSU-Akten des Hessischen Verfassungsschutzes sind seit Jahren umstritten. Die Behörde prüfte eigene Akten und Unterlagen auf Hinweise auf den NSU. Das Ergebnis wurde jedoch zunächst für 120 Jahre als geheim eingestuft, später wurde die Zeit auf 30 Jahre verkürzt.

Der Innenminister verteidigte sein Schweigen

Zehntausende Menschen baten um Veröffentlichung. Sie erhofften sich dadurch neue Erkenntnisse über die Morde der rechtsextremen Terrorzelle NSU und mögliche Zusammenhänge zum Mord an Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke.

Der hessische Innenminister Peter Beuth verteidigte die Entscheidung, die Akten im Mai 2021 nicht freizugeben. „Es ist die Aufgabe unserer Sicherheitsbehörden, dass sie ihre Arbeitsweise nicht allen offenlegen können“, sagte er damals im Landtag.

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„Ansonsten könnten Verfassungsfeinde diese Informationen selbst nutzen, um gegen unsere gemeinsamen Werte zu kämpfen oder gefährdete Personen ins Visier zu nehmen.“ Er verwies auf das parlamentarische Kontrollgremium, dessen Aufgabe es sei, den Verfassungsschutz zu kontrollieren.

Wahrscheinlich ein wenig Wissen im Bericht

Die Macher von ZDF Magazin Royale und Frag den Staat schreiben auf ihrer eigens erstellten Website:

Es sollte ganz klar sein: Was in „NSU-Akten“ so gut wie nie vorkommt, ist NSU. Wer Antworten auf offene Fragen zum NSU, Hinweise auf gezielte Vertuschungen oder gar Hinweise auf eine Rolle des Verfassungsschutzes in der Mordserie hofft, wird enttäuscht.

Vielmehr kam der Hessische Verfassungsschutz zu dem Schluss, dass es in seinen Akten keine relevanten Hinweise auf Rechtsterroristen gebe. Sie haben es bereits im vorläufigen Bericht auf der anderen Seite geschrieben.

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Eine Serie rassistischer Morde

Der NSU konnte jahrelang unerkannt in ganz Deutschland morden. Opfer: neun Geschäftsleute türkischer und griechischer Herkunft und eine deutsche Polizistin. Einer der Morde wurde 2006 in Kassel begangen.

Rechtsterroristen verübten außerdem zwei Bombenanschläge mit Dutzenden Verletzten und mehrere Banküberfälle. Zwei Terroristen, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, haben sich 2011 umgebracht, um einer Verhaftung zu entgehen. Beate Zschäpe wurde als einzige Überlebende des NSU-Trios als Mittäterin zu lebenslanger Haft verurteilt.

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