

Stefan Mülheim berät vermögende Familien in allen Belangen. Seine Kunden beschreibt der 58-Jährige als „vermögende europäische Familien“, die „gut vernetzt und fast alle Unternehmer“ seien.
Im Interview mit Business Insider gibt Mülheim einen Einblick in die Welt der Reichen. Er spricht darüber, was erfolgreiche Menschen ausmacht, wo sie sich treffen und was junge Menschen von reichen Unternehmern lernen können.
Vor seiner Beraterkarriere war Mülheim rund zwanzig Jahre im Investment Banking tätig und Mitglied des Board of Directors der Citigroup Deutschland.
Wenn reiche Familien Fragen haben, finden sie bei Stefan Mülheim Antworten. Sein Job? „Ich löse die Probleme reicher Familien“, sagte der 58-Jährige gegenüber Business Insider.
Der gebürtige Düsseldorfer ist Gründer, Chef und alleiniger fester Mitarbeiter von „Runa Advisors“ – ein „One Man Team“, wie er sagt. Seit mehr als zehn Jahren berät Mülheim Europas Elite in allen Fragen, die sie bewegen. Von der Vermögens- und Erbschaftsverwaltung bis hin zu persönlichen Anforderungen wie der Suche nach dem passenden Sicherheitsunternehmen für die Familie, schildert Mülheim.
Alle seine Strategien setzt er mit Dienstleistern um, die er persönlich kennt. Bei Geldanlagen ist es zum Beispiel der Kontakt zwischen einer Familie, die ihr Geld anlegen möchte, und der Bank, die es dann verwaltet.
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Vom Bankpraktikanten zum Vorstand
Vor der Gründung seines Unternehmens war Mülheim rund zwanzig Jahre im Investmentbanking tätig, zuletzt als Vorstandsmitglied der Citigroup Deutschland, der deutschen Niederlassung einer amerikanischen Großbank.
In die Welt der Börse kam er Ende der 1990er Jahre als Azubi bei der Deutschen Bank. Nach seiner Ausbildung wollte er studieren, bekam aber einen Platz im Börsen-Traineeprogramm der Bank angeboten. „Von einer solchen Möglichkeit träumte damals jeder Absolvent“, sagt Mülheim heute. Wie hat er den Platz bekommen? Wegen seiner guten Noten, erklärt sie. Zwei Jahre nach seinem Start wurde er nach London zur Deutschen Bank geschickt.
Er kam 1997 zur Citigroup und hat als Leiter der Kapitalmärkte der deutschen Tochter der Bank Deals in zweistelliger Milliardenhöhe abgewickelt, sagt er. Die Arbeit mit großen Geldsummen seiner wohlhabenden Kunden macht ihn heutzutage nicht mehr nervös.
“Ich fahre immer Motorrad mit einem Kunden”
Die Namen seiner Kunden will er nicht nennen. Nur, dass sie „europäische vermögende Familien“ sind. „Gut vernetzt und fast alle Unternehmer. Bis auf wenige Erben“, sagt Mülheim.
Oft trifft er sich mit seinen Kunden in der Firmenzentrale oder bei ihnen zu Hause. Aber er traf sich auch oft auf einem Schiff, am Flughafen oder am Hauptsitz seiner Firma in der Schweiz. „Ich habe einen Kunden, mit dem ich immer Motorrad fahre. Dann reden wir übers Geschäft“, sagt er.
Alle erfolgreichen Unternehmer, die zu seinen Kunden gehörten, hätten „Biss und Durchhaltevermögen“, sagt Mülheim. Nach Misserfolgen sind diese Leute immer wieder aufgestanden und haben es versucht, bis es geklappt hat. „Nichts fällt vom Himmel. Und dass jemand talentiert ist, bedeutet noch lange nicht, dass er es weit bringt“, sagt die Familienberaterin. Mülheim rät jungen Menschen, die erfolgreich sein wollen, neben Beharrlichkeit auch Risiken einzugehen. Dies ist eine Eigenschaft, die reiche Menschen auszeichnet.
Frankfurt ist nicht mit London zu vergleichen
Mülheim hat nichts mit den gängigen Klischees über Spitzenverdiener zu tun: “Reiche Leute stehen nicht auf ihren Yachten und lassen Sektkorken knallen.”
Anders als die Engländer sind die Deutschen noch sehr zurückhaltend, wenn es um protzigen Reichtum geht. Reiche Menschen würden hierzulande “konservativ und verantwortungsbewusst” mit Geld umgehen, resümiert er. Mülheim lebte zwanzig Jahre in London.
Die deutsche Finanzmetropole Frankfurt ist nicht einmal mit London oder New York zu vergleichen. „Die Infrastruktur allein bringt das nicht“, sagt Mülheim. Es gibt in London viele Orte, wie private Clubs, wo sich die Reichen unter Gleichgesinnten fühlen, die es in Frankfurt nicht gibt. “Nicht mit Absicht”, sagt Mülheim. „Denn als Deutsche leben und wollen wir diese Elitensache nicht. Das ist der größte Unterschied.”
“Je exklusiver, desto besser”
Mühlheim selbst ist Mitglied im Royal Automobile Club in London. Dieser Verein, der sich äußerlich um Autos kümmert, wurde 1897 gegründet. Der Club gehört zu den besten Clubs des Landes, liegt nur 300 Meter vom Buckingham Palace entfernt und ist vor allem ein Treffpunkt der englischen High Society. Dort können die Mitglieder Squash spielen, ins Schwimmbad, in die Sauna oder zum Friseur gehen. Es gibt Lounges, eine Bar, einen Billardsaal, drei Restaurants und ein Hotel. Um Mitglied zu werden, müssen Sie ein Bewerbungsverfahren durchlaufen. „Man braucht mehrere Anwälte“, erklärt Mülheim. “Wenn es allen passt, die in der Jury sitzen, dann werden Sie in den Club aufgenommen.”
Und warum ist Mühlheim Mitglied in einem exklusiven Verein? In London sei es wichtig, wo man sich trifft, sagt Mülheim und nennt zum Beispiel das Restaurant Harry’s Bar, in dem man nur essen könne, wenn man eine Mitgliedschaft habe. In einer von einem venezianischen Kronleuchter beleuchteten Umgebung, dekoriert mit edlen Fortuna-Stoffen, Murano-Glas und polierten Holzböden, wurde das Networking nur noch besser. Darauf kommt es zumindest der wohlhabenden englischen Klientel an.
„In Frankfurt ist alles überschaubarer“, sagt Mülheim. “In Erno’s Bistro trifft man sich seit Jahren und genießt die gute französische Küche.” Mit den „elitären Einrichtungen von London oder New York“ habe das allerdings wenig zu tun. Und das, obwohl das Frankfurter Bistro Erno´s für die günstigste Vorspeise, Hummersuppe mit Estragon, Gemüse und Spinatgnocchi unverschämte 35 Euro kostet. Im Gegensatz zu privaten Clubs in London kann jedoch jeder einen Tisch in Erno’s Bistro reservieren. Dass sich Mühlheim dort zum Netzwerken trifft, verstößt gegen eine seiner wichtigsten Regeln, die lautet: „Je exklusiver, desto besser.“
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Dieser Artikel erschien erstmals im April 2021. Er wurde überprüft und zuletzt am 5. Januar 2023 aktualisiert.